Laufzeit im Kunstkabinett der Dr. Axe-Stiftung: 10.05.2014 – 06.04.2015
„O wie lieb ich das Meer, ich bin mit diesem wilden Ellement so ganz herzinnig vertraut worden, und es ist mir wohl wenn es tobt.“ Diese Worte schrieb Heinrich Heine am 14. Oktober 1826 an den Düsseldorfer Freund und Theaterintendanten Karl Immermann. Wie der Schriftsteller Heine, der die Insel Norderney für sich entdeckt hatte, unternahmen zahlreiche Düsseldorfer Maler im 19. und frühen 20. Jahrhundert Studienreisen an die Nord- und Ostsee. Für die Niederlande und Belgien konnten sie sich besonders begeistern. Die Künstler studierten hier die Landschaft am Meer und entdeckten die historischen Städte mit ihren malerischen Giebelhäusern und Grachten für ihre Malerei. Auch ließen sie sich von den Werken der Landschaftsmaler des 17. Jahrhunderts inspirieren, die sie u. a. in den bedeutenden Altmeistergalerien in Amsterdam, Den Haag, Haarlem, Leiden und Rotterdam sehen konnten. Viele Düsseldorfer Künstlernamen sind noch heute in den Besucherbüchern dieser Museen zu finden.
Schon Johann Wilhelm Schirmer, der seit 1832 Landschaftsmalerei an der Düsseldorfer Kunstakademie unterrichtete, und andere frühe Landschaftsmaler, wie Carl Hilgers und Hermann Mevius, hielten sich mehrfach in den Niederlanden und in Belgien auf. Auch Andreas Achenbach brachte die am Meer gewonnenen Eindrücke in zahlreiche stimmungsvoll-idealisierte Marinebilder ein, die sowohl ruhige Strandansichten als auch dramatische Seestürme und Schiffskatastrophen zeigen. Wie diese Künstler der ersten Generation der Düsseldorfer Landschaftsmaler vermittelte auch der ihnen nachfolgende Deutschbalte Eugène Dücker seinen Schülern die malerischen Reize der Landschaft am Meer. Dücker war ab 1874 für mehr als 40 Jahre Leiter der Landschaftsklasse an der Düsseldorfer Kunstakademie. Zu seinen Schülern zählen u. a. German Grobe, Wilhelm Hambüchen, Hans Herrmann, Heinrich Hermanns, Olof Jernberg und Heinrich Petersen-Angeln. Sie alle stellten die flache niederländische Landschaft in unspektakulären, dem Realismus und der Freilichtmalerei verbundenen Ölgemälden dar.
Obwohl sich die Anreise aus dem Rheinland nach Sylt, Norderney und Rügen wesentlich aufwendiger gestaltete als in die nahe gelegenen Niederlande, kam im ausgehenden 19. und frühen 20. Jahrhundert auch eine ganze Reihe von Düsseldorfer Landschaftsmalern auf diese Inseln. Wieder war es vor allem Eugène Dücker, der seine Schüler zu diesen Reisen motivierte. Dücker selbst ist zwischen 1873 und 1891 sieben Mal auf Sylt nachgewiesen. Oft reiste er in Begleitung von Freunden und Schülern, zu denen auch der spätere Eifelmaler Fritz von Wille zählte.
Neben den Landschafter entdeckten seit den 1830er Jahren auch die Figurenmaler Rudolf Jordan und Henry Ritter, Carl Wilhelm Hübner, Otto Kirberg und andere die Motivwelt der Nord- und Ostseeküsten für ihre Gemälde. Sie studierten das alltägliche Leben der Fischer und Seeleute und entwickelten eine ethnographische Genremalerei, die von den Zeitgenossen sehr geschätzt wurde.
Die Ausstellung präsentiert etwa 80 Gemälde aus der Sammlung der Dr. Axe-Stiftung. Sie zeigen die Entwicklung des Themas „Mensch und Meer“ in der Düsseldorfer Malerschule von der Spätromantik zum Impressionismus auf.
Zur Ausstellung erscheint ein 168 Seiten umfassender Katalog mit Textbeiträgen von Ulf Häder, Ekkehard Mai, Christiane Pickartz, Martina Sitt und Silke Tofahrn.