Im letzten Viertel des 20. Jahrhunderts begann man die Bedeutung der genetischen Vielfalt unter den Haustieren zu begreifen. Man erkannte, dass jede Rasse etwas Besonderes ist und ein Kulturgut darstellt, dessen Aussterben einen unersetzlichen Verlust bedeutet.
Die Gesellschaft zur Erhaltung alter und gefährdeter Nutztierrassen gibt deshalb eine „Rote Liste“ aller gefährdeten Nutztiere heraus. Sie unterscheidet zwischen vier Kategorien von „Extrem gefährdet“ bis „Vorwarnstufe“.
Die Dr. Axe-Stiftung möchte zum Erhalt alter Rassen beitragen. Sie züchtet nicht wissenschaftlich, sondern hält kleinere Herden oder Gruppen von Tieren, die als Botschafter für dieses Thema dienen.
Auf dem Hasenberghof werden als „stark gefährdet“ eingestufte Glanrinder, Thüringer Waldziegen und Schleswiger Kaltblutpferde gehalten. Außerdem leben dort Weiße gehörnte Heidschnucken, Skudden und Ungarische Steppenrinder, die als „gefährdet“ eingestuft sind. Deutsche Lachshühner und Coburger Fuchsschafe stehen unter Beobachtung, bzw. sind in einer Vorwarnstufe vermerkt.
Auf dem Düysenhof leben die in Italien „hoch gefährdeten“ Girgentanaziegen, die als „extrem gefährdet“ eingestuften Rouenenten, und die Hühnerrasse Mechelner, die als „stark gefährdet“ gilt. Außerdem werden Orpington und Deutsche Zwerghühner gehalten, die zurzeit unter Beobachtung stehen.
Thüringer Waldziegen stammen, wie der Name bereits vermuten lässt, ursprünglich aus Thüringen. Früher wurde diese Ziegenrasse zur Gewinnung von Milch und Fleisch gehalten. Mittlerweile werden Thüringer Waldziegen vor allem in der Landschaftspflege eingesetzt, da sie sehr gut an raues Klima und karge Landschaften angepasst sind. Vom generellen Rückgang der Ziegennutzung ist auch die Thüringer Waldziege betroffen.
Ursprünglich kommen Girgentanaziegen aus Italien. Doch auch dort ist die Population durch die Züchtung anderer Ziegenrassen, die mehr Milch geben, stark zurückgegangen. So gilt sie seit dem 20. Jahrhundert als hoch gefährdet. Ihr besonderes Kennzeichnen sind die spiralförmig gedrehten Hörner.
Schleswiger Kaltblüter wurden früher vor allem in der Landwirtschaft eingesetzt, um schwere Geräte zu ziehen. Durch das Aufkommen von Traktoren und anderen Fahrzeugen ist ihre Nutzung zurückgegangen. Demnach ist der Bestand dieser Pferderasse stark gesunken. Im Jahr 2013 gab es gerade noch einmal 215 Tiere.
Das Glanrind zählt zu den sogenannten Dreinutzungsrindern. Da Glanrinder sehr widerstandsfähig und genügsam sind, wurden sie in der Vergangenheit zur Gewinnung von Milch, Fleisch und als Arbeitstier gehalten, etwa um einen einen Pflug zu ziehen. Durch die Nachfrage nach höherer Milchleistung wurden Milchhochleistungsrinderrassen gezüchtet. Das Glanrind verlor an Bedeutung und war in den 50er Jahren beinahe ausgestorben. Laut der Gesellschaft zur Erhaltung alter und gefährdeter Haustierrassen (GEV) steigt der Bestand langsam.
Ungarische Steppenrinder fallen besonders durch ihre imposanten, langen Hörner auf. Wie der Name bereits vermuten lässt, stammt die Rinderrasse aus Ungarn. Sie waren in der Vergangenheit sehr beliebt, da sie trotz langer Fußmärsche zu Verkaufsmärkten ihr Gewicht und somit ihren Wert halten konnten. In den 50er Jahren war der Bestand jedoch stark gesunken. Heutzutage werden sie als touristische Attraktionen eingesetzt, bspw. zum Ziehen von Kutschen. Das hat dazu geführt, dass sich ihr Bestand wieder erholt hat.
Die Weiße Gehörnte Heidschnucke ist in Deutschland die meistgefährdete Landschafrasse. Der Bestand nimmt jedoch weiterhin ab. Die äußerst genügsame Schafsrasse eignet sich gut für die Landschaftspflege, um Gebiete wie Moor- oder Heideflächen zu erhalten.
Die Schafrasse Skudde ist die kleinste in Deutschland. Sie ist auch gegen extreme Wetterverhältnisse gut geschützt und wird gerne zum Erhalt von Heidegebieten eingesetzt.
Coburger Fuchsschafe können schnell anhand ihrer Wolle identifiziert werden: Diese ist, wie der Name bereits andeutet, fuchsfarben. Sie sind ebenfalls eine alte Schafsrasse. Die Wolle, auch goldenes Vlies genannt, erfreut sich zunehmender Beliebtheit. Sie eignet sich beispielsweise zum Weben, Filzen oder Spinnen.
Deutsche Lachshühner sind erkennbar an den lachsfarbenen Federn. Bei den Hähnen sind die Kopf-, Hals- und einige Schwanzfedern elfenbeinfarben. Deutsche Lachshühner zählen zu den Zweinutzungsrassen: Zum einen wird ihr Fleisch, zum anderen werden ihre Eier genutzt. Trotz guter Legeleistung sind die Eier relativ klein. Deswegen werden in der konventionellen Hühnerhaltungen andere Rassen verwendet, die größere Eier legen und mehr Ertrag bringen. Die Bestandsentwicklung wird daher genaustens beobachtet, um bei einem negativen Trend entgegenwirken zu können.
Das Gefieder der Mechelner Hühner erinnert an das eines Kuckucks. Der Bestand dieser Zweinutzungshühner sank mit dem Zweiten Weltkrieg bedrohlich. Der Hunger während des Krieges und viele Seuchen rafften die Hühnerrasse schnell dahin. Neben den einseitig gezüchteten Fleischhybridhühnern konnten sie nicht mehr konkurrieren. Deswegen gelten sie immer noch als „stark gefährdet“.
Orpington Hühner sind auffällig große Zweinutzungshühner mit einem Federkleid bis zu den Beinen. Da sie sehr schwer sind, können sie kaum fliegen. Wie viele andere Zweinutzungshühnerrassen wird der Bestand des Orpington Huhns genaustens beobachtet, um einem negativen Trend entgegenzuwirken.
Deutsche Zwerghühner kommen ursprünglich, wie der Name bereits sagt, aus Deutschland und sind sehr klein. Da die Hühnerrasse besonders viele Farbvariationen bietet, ist sie bei Hobby-Hühnerhaltern recht beliebt. Allerdings sind die Eier sehr klein und bringen in der konventionellen Nutzung kaum einen Ertrag. Deswegen wird ihr Bestand beobachtet, um einen negativen Trend rechtzeitig wahrzunehmen.
Rouenenten sind leicht mit der Stockente zu verwechseln. Allerdings sind Rouenenten wesentlich größer und schwerer. Aufgrund ihres Gewichts können sie auch nicht fliegen. Die Entenrasse stammt ursprünglich aus Frankreich, nahe der Stadt Rouen und wurde wegen ihres Fleisches gehalten. Der Grund für die starke Gefährdung dieser Entenrasse ist unklar.